Heisser Verdacht by Lynda La Plante

Heisser Verdacht by Lynda La Plante

Autor:Lynda La Plante [Plante, Lynda La]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442422180
Herausgeber: Wilhelm Goldmann Verlag, München
veröffentlicht: 1993-09-22T22:00:00+00:00


George Marlow sah sich das Fernsehprogramm im Evening Standard an. Er beachtete das große Foto von Karen Howard auf der Titelseite nicht.

»Du warst früh wieder da«, meinte Moyra, die in der Tür stand.

»Hast du ein Video geholt?« fragte er.

»Ja... Die Bullen sind wieder hier gewesen und haben auch noch deine anderen Schuhe mitgenommen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sie besser schnell wiederbringen, oder du müßtest die Farbe in Strümpfen verkaufen.«

»Muß ich nicht«, antwortete er. »Ich habe heute gekündigt, bevor sie mich rauswerfen konnten.«

Moyra ging zum Fenster hinüber, Tränen in den Augen. Sie schob die Gardine ein wenig zur Seite, um die dunklen Fenster der Wohnung gegenüber zu sehen, von der aus sie überwacht wurden.

»Scheiße! Man könnte denken, wir wären Spione, so, wie die sich benehmen. Ich lasse jetzt immer die Kette vor der Tür. Sie hatten all unsere Schlüssel, und ich traue denen nicht. Sie haben sie vielleicht nachmachen lassen...«

Er schaute sie an. Er konnte ihr nichts Tröstliches sagen, und sie versuchte, nicht zu weinen, als sie erklärte: »Es macht mich fertig, George, es ist, als wären wir gefangen...«

»Es tut mir leid...« Er streckte den Arm nach ihr aus, aber sie blieb stehen, kreuzte die Arme über der Brust.

»Moyra, wende dich nicht auch noch gegen mich. Keiner in der Fabrik hat heute ein einziges Wort mit mir geredet, außer Edward Harvey, und selbst der wagte nicht, mir in die Augen zu sehen... Ich liebe dich, Moyra, aber ich weiß nicht, wieviel mehr von all dem ich noch ertragen kann.«

»Ich muß es auch ertragen, George. Wenn du nichts mehr verdienst, was werden wir tun?«

Er sah verzweifelt aus, wie er da so stand, und seine Stimme brach, als er sagte: »Ich werde mich nicht unterkriegen lassen; ich finde eine andere Stelle...« Er schüttelte frustriert die Fäuste und schrie: »Ich hab’ es nicht getan, ich hab’ es nicht getan! So wahr mir Gott helfe, ich hab’ es nicht getan...«

Das Telefon klingelte, und er fuhr vor Schreck beinahe aus der Haut. Er starrte das Telefon an, das weiterklingelte.

Moyra seufzte. »Ich gehe ran. Wenn es wieder einer von diesen dreckigen Perversen ist... Und diese Kinder von nebenan...«

Sie nahm den Hörer ab, sagte aber ein paar Sekunden lang nichts, dann: »Oh, hallo, Doris... Ja, sofort.«

Sie drehte sich zu George um: »Es ist deine Mutter. Sie ist an einem Münztelefon.«

Er schüttelte den Kopf, sah sich nicht in der Lage, mit ihr zu sprechen.

»Du mußt mit ihr reden, komm her, Liebling.«

Er riß sich zusammen und nahm den Hörer. Moyra war erstaunt, daß er sich so ruhig anhörte.

»Hallo, Mum! Mir geht’s gut, ja. Was macht deine Hüfte? Tatsächlich?« Er flüsterte Moyra zu: »Sie braucht nur noch eine Krücke!«

Er hörte eine Weile zu, und dann antwortete er: »Danke, Mum, ich wünschte, die Polizei wäre auch dieser Meinung. Du weißt ja, wie sie sind... Es tut mir leid, sie reden mit allen, die mich kennen.«

Moyra beobachtete ihn intensiv, bis er den Hörer auflegte und dastand, niedergeschlagen.

»Du hast nicht mal das mit deinem Job erwähnt; das hättest du ihr sagen müssen.«

»Das war nicht nötig.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.